Eben noch sah alles nach einer familienfreundlichen Sonntagstour aus. Auf Forstwegen ging’s durch den Wald, über eine Lichtung einen sanften Anstieg hinauf und zu einer kleinen Kuppe. Jetzt führt der Trail gefühlt senkrecht hinab, zwischen dichtstehenden Nadelbäumen und moosbewachsenem Fels hindurch und um eine enge Kurve. Knorriges Wurzelgeflecht überzieht den Waldboden, hinter den Felsen gähnt eine Schlucht. Für Sonntagsradler wäre hier Schluss, Arne Janssens aber brettert den halsbrecherischen Weg hinab, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Schon zigmal ist er die Passage gefahren, doch eines ist jetzt neu: Seit Kurzem liegt sie auf der Strecke des neu ausgewiesenen Stoneman Arduenna, der als Rundtour durch die belgischen Ardennen führt.
Arne lebt in Schönberg bei St. Vith – und ist eines der größten belgischen Nachwuchs-Mountainbike-Talente. Seit 2017 fährt der 20-Jährige für das Team Merida-Wallonie Spitzenplätze ein. Sein ehrgeiziger Plan: Er will den Sprung vom Amateur zum Profi zu schaffen. Auf seinen Trainingsrunden hat er schon jeden Trail, jeden Weg durch die Wälder und über die Höhenzüge zwischen dem Signal de Botrange im Hohen Venn im Norden Ostbelgiens und Ouren im äußersten Südosten erkundet. „Das tollste am Biken ist für mich die Freiheit – du springst einfach aufs Rad und erkundest die Gegend.“
Und beim Stoneman, sagt sein Erfinder, der Südtiroler Mountainbikeprofi Roland Stauder, gehe es genau darum: Um ein sportliches Abenteuer in wunderschöner Landschaft. Leistung und Technik seien dabei zweitrangig. Auf den Ur-Stoneman in den Dolomiten folgten Strecken in Deutschland, der Schweiz und Österreich – und nun in Belgien. Landschaftlich unterscheiden sich die Touren, jede hat ihren eigenen Charakter und besonderen Reiz. Eines aber haben alle fünf gemeinsam: Sie sind auch für Profis eine echte Herausforderung.