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Als Mountainbike-Revier sind die ostbelgischen Ardennen noch fast unbekannt – und mit der Stoneman-Strecke wurde dort zudem eine echte Heraus­forderung geschaffen. Die Tour bringt aber auch Landschaftsgenuss und Glücksmomente

Text: Fabian Teuber  Fotos: Thomas Linkel

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Volle Fahrt voraus: Die Trails der neuen Stoneman-Route sind auch für Profis eine Herausforderung.

Eben noch sah alles nach einer familienfreundlichen Sonntagstour aus. Auf Forstwegen ging’s durch den Wald, über eine Lichtung einen sanften Anstieg hinauf und zu einer kleinen Kuppe. Jetzt führt der Trail gefühlt senkrecht hinab, zwischen dichtstehenden Nadelbäumen und moosbewachsenem Fels hindurch und um eine enge Kurve. Knorriges Wurzelgeflecht überzieht den Waldboden, hinter den Felsen gähnt eine Schlucht. Für Sonntagsradler wäre hier Schluss, Arne Janssens aber brettert den halsbrecherischen Weg hinab, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Schon zigmal ist er die Passage gefahren, doch eines ist jetzt neu: Seit Kurzem liegt sie auf der Strecke des neu ausgewiesenen Stoneman Arduenna, der als Rundtour durch die belgischen Ardennen führt.

Arne lebt in Schönberg bei St. Vith – und ist eines der größten belgischen Nachwuchs-Mountainbike-Talente. Seit 2017 fährt der 20-Jährige für das Team Merida-Wallonie Spitzenplätze ein. Sein ehrgeiziger Plan: Er will den Sprung vom Amateur zum Profi zu schaffen. Auf seinen Trainingsrunden hat er schon jeden Trail, jeden Weg durch die Wälder und über die Höhenzüge zwischen dem Signal de Botrange im Hohen Venn im Norden Ostbelgiens und Ouren im äußersten Südosten erkundet. „Das tollste am Biken ist für mich die Freiheit – du springst einfach aufs Rad und erkundest die Gegend.“

Und beim Stoneman, sagt sein Erfinder, der Südtiroler Mountainbikeprofi Roland Stauder, gehe es genau darum: Um ein sportliches Abenteuer in wunderschöner Landschaft. Leistung und Technik seien dabei zweitrangig. Auf den Ur-Stoneman in den Dolomiten folgten Strecken in Deutschland, der Schweiz und Österreich – und nun in Belgien. Landschaftlich unterscheiden sich die Touren, jede hat ihren eigenen Charakter und besonderen Reiz. Eines aber haben alle fünf gemeinsam: Sie sind auch für Profis eine echte Herausforderung.

Ostbelgiens unbekanntes Radrevier

Bei Rennradlern sind die kurvigen Pisten in der hügeligen Region im Dreiländereck zwischen Eifel und Ardennen längst bekannt, doch in der Stollenreifen-Szene gilt Ostbelgien beinahe noch als weißer Fleck auf der Landkarte. Durch den Stoneman Aduenna wird sich das ändern, meint Dany Heck, der das Projekt bei der Tourismusagentur Ostbelgien betreut: Auf 176 Kilometern und über 3400 Höhenmeter führt der Mountainbike-Marathon durch die Mittelgebirgsregion im Schnittpunkt von Ardennen und Eifel, von der Moorlandschaft des Hohen Venn ins höhenmeterreiche Ourtal, entlang der Seenlandschaft um Robertville und Bütgenbach, durch tiefe Wälder und vorbei an hohen Felsen bei Malmedy und Montenau.

Seit Juli 2020 ist die Strecke offiziell eröffnet. Arne weiß, was sie einem abverlangt, aber eben auch bietet: „Schöne Aussichten wechseln sich ab mit Anstiegen und technischen Trails, die einen manchmal bis ans Limit treiben.“ Noch geht es auf den Trails in Ostbelgien wunderbar ruhig zu. Auch heute hat Arne die Piste fast für sich. Was allerdings auch am Wetter liegen könnte, denn seit dem frühen Morgen regnet es. Vom Hinterrad schleudern matschige Erdbrocken herauf, aus tiefen Pfützen spritzt das Wasser zu allen Seiten. Nach kurzer Zeit ist Arne von Kopf bis Fuß durchnässt und matschverkrustet; sein Bike sieht nicht besser aus. Aber irgendwie passt das gut zum Stoneman: das Raue, das Dreckige, das Ans-eigene-Limit-Stoßen. Aufgeben ist keine Option, sagt Arne und strampelt weiter.

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Bis zu 3900 Höhenmeter an einem Tag

Das Stoneman-Konzept ist simpel – und zugleich fast ein Ding der Unmöglichkeit: Wer ein „wahrer“ Steinmann sein will, muss die gesamte Runde an einem Tag bewältigen. Zwischen 120 und 176 Kilometer sind die Strecken lang, bis zu 4700 Höhenmeter gilt es dabei zu überwinden. Als Trophäe für Zuhause gibt’s einen lackierten Felsbrocken. Das passt, schließlich ist auch der Stoneman ein harter Brocken. Realistischer für den Freizeit-Biker ist da Silber und Bronze, die in zwei und drei Tagen eingefahren werden können. An Checkpunkten wird die Starterkarte abgestempelt, als Finisher gilt jeder, der die Strecke in maximal drei Tagen schafft. Die Route ist optimal ausgeschildert, drumherum besteht eine ausgefeilte Infrastruktur – etwa durch Logispartner, die sich als Bed-and-Bike-Betrieb mit Rad-Waschstationen und Werkzeug speziell auf Mountainbiker eingestellt haben. Dort gibt es auch die Starterpakete, in denen neben Stempel- und Routenkarte auch die GPS-Tracks und andere nützliche Kleinigkeiten enthalten sind.

Durch Wald und Wiesen, an Seen vorbei und quer durch Bachläufe führt die Runde. „Der Arduenna ist wie eine Zusammenfassung der Landschaft Ostbelgiens“, meint Arne, der selbst als Mountainbike-Sportler Respekt vor der Tour hat: „An einem Tag ist das eine krasse Sache, aber auch auf zwei oder drei Tage verteilt ist das ein hartes Ding.“  Wer das Gebirgsplateau Botrange, der höchste Punkt Belgiens, erreicht, blickt weit über ein Hochmoor. Ein Gefühl von Abgeschiedenheit stellt sich ein. Es ist ein intensiver Moment, der sich anfühlt wie der Stoneman selbst: Gemütlich geht anders, Überwindung gehört dazu.

Mehr Infos zum Stoneman

Die gut beschilderte Route ist individuell planbar. Biker bestimmten selbst, wo sie starten und wie viele Kilometer sie an einem Tag zurücklegen.

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