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Der Cwarmê in Malmedy

Eine jahrhundertelange Tradition wird beim Malmedyer Karneval während der drei tollen Tage vor Aschermittwoch jedes Jahr neu belebt. An den vier "fetten Donnerstagen" vorher (petites haguètes) ziehen die Maskierten von Kneipe zu Kneipe und machen sich auf humorvolle Weise über die Gäste ("lawer" auf wallonisch) lustig.

Während zwei bis drei Monaten vor Karneval proben die Musikvereine neue Karnevalslieder, die zum Jahresthema passen müssen. Die Näherinnen sind emsig mit dem Zuschneiden der Kostüme beschäftigt und die beiden Männergesangsvereine bereiten die "Rollenspiele" (satirisches Straßentheater) für den Montag vor.

Text: Ostbelgien.eu Fotos: ostbelgien.eu

Am Karnevalssamstag eröffnet die "Grosse Police" die Festlichkeiten und der Bürgermeister übergibt dem "Trouv'lê" seine Macht.

Der große Umzug am Sonntag ist der Höhepunkt des Straßenkarnevals. Zu diesem Anlass tragen über 1.500 Personen die typischen Masken und Kostüme des wallonischen Karnevals. Die Zuschauer werden regelmäßig mit einbezogen.
Der "Rollentag" am Montag ist eigentlich den Malmedyern vorbehalten, denn nur "Insider" verstehen die lustigen Späße über die Stadtbewohner. Am "Fetten Dienstag" geht alles mit dem Abbrennen der Haguète zu Ende.

Bei allen Veranstaltungen wird "Wallonisch" gesprochen. Auch wenn man es nicht versteht, hindert dies niemanden daran, eifrig mitzumachen. Willkommen beim "Cwarmê d'Mâm'dî".

Die traditionellen Karnevalsfiguren im Cwarmé

Lu Trouv’lê

Er ist der Machtinhaber der Stadt während der 4 närrischen Tage des "Cwarmê".

Seine Kleidung ist rot (Symbol des Feuers) und er trägt eigens zum Übergabezeremoniell einen Zylinderhut. Bei einem offiziellen Empfang empfängt er am Samstagnachmittag die „panûle“ (Kornschaufel der Bierbrauer) aus den Händen des Bürgermeisters.

Lu Grosse Police

Die große Polizei verkündet die Eröffnung des Cwarmê und die geltenden Vorschriften.

In früherer Zeit wurden der Cwarmê und die polizeiliche Verordnung durch den Trommler der Garde ausgerufen. Im Jahre 1920 tauchte zum ersten Mal die Karikatur auf, die im Volksmund „Grosse Police“ (dicke Polizei) genannt wird. Die Festlichkeiten wurden mit einer Glocke – „le clabot“ – angekündigt; die Glocke diente bis in die 50er Jahre hinein dem öffentlichen Ausrufer.

Lu Haguète

Das Kostüm der „Haguète“ ist aus Samt mit Satin- und Goldborten geschmückt, Fransen hängen an Maske, Ärmeln und Hose, große bunte Straußenfedern schmücken den Hut usw.

Die „Haguète“ ist mit einer „hape-tchâr“ (Fleischzange) bewaffnet. Damit wird der Zuschauer am Fußknöchel gepackt und gezwungen, sich hinzuknien. Er muss um Verzeihung bitten, und das natürlich in wallonischer Sprache: „Pardon, Haguète, à l’cawe du ramon, dju nu l’f’rès jamês plus !“ (Gnade, Haguète, ich schwöre beim Besenstiel, dass ich es nie wieder tue!).

Lu Sotê

Die „Sotê“ sind legendäre Zwerge, die einst in den Grotten von Bévercé nahe Malmedy hausten. Als Gegenleistung für ein paar Lebensmittel leisteten die Zwerge vielerlei Dienste bei der Bevölkerung.

Der „Sotê“ wandert während der närrischen Tage durch die Straßen und neckt die Zuschauer mit seinen langen Armen. Diese uralte Figur wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt.

Lu Pièrot

Der "Pièrot" im Cwarmê von Malmedy ist immer mit einem großen weißen Kragentuch bekleidet, das mit großen schwarzen Knöpfen verziert ist. Er trägt einen großen, weißen, spitzen Hut, der ebenfalls mit denselben Knöpfen verziert ist.

Der "Pièrot" teilt Orangen und Nüsse aus, die er auf einem Karren mit sich führt. Wenn seine Taschen leer sind, lässt er sich auf den Boden fallen. Die Kinder ziehen ihn dann zu dem Wagen, auf dem die Waren gelagert sind, und singen: "Pove Pièrot qui n'a pus dès djèyes!" (Der arme Pièrot hat keine Nüsse mehr!)

Lu Long-Né

Die „Langnasen“ tragen eine Müllermütze, eine Maske mit sehr langer Nase, einen blauen Kittel mit rotem Halstuch und eine weiße Hose. Am Mundwinkel hängt eine Pfeife aus Ton. Sie sind hinter dieser Maske absolut unkenntlich.

Die „Langnasen“ sind umtriebige Jeckengruppen, die die Straßen der Stadt unsicher machen. Sie gesellen sich zu sechst oder zu siebt zusammen, laufen im Gänsemarsch und suchen sich ein Opfer, das sie so lange in allem imitieren, bis diese Person ihnen eine Runde zahlt.

Lu Boldjî

Der „Boldjî“ (Bäcker) ist ganz in weiß gekleidet und mit einer steifen Bäckermütze, einem Kugelbauch und dicken Backen ausgestattet. Seine Kleidung ist mit harten Laugenbrezeln bestückt.

Seine „Waffe“ ist ein riesiger Brotschieber, mit dem er die Hinterteile der Damen betätschelt, so als seien es warme, runde Brote aus seinem Backofen "von'là onk k' èst bin cût, on bin lèvé!...!".

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