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Auf ein Bier nach Bellevaux

Tom Schuwer führt in zweiter Generation die Brauerei von Bellevaux. In einem ehemaligen Bauernhof braut der 30-Jährige mit regionalen Zutaten ein halbes Dutzend Biersorten nach belgischer Tradition. Zudem ist der Ort Ausgangspunkt für Wanderungen durch die Täler von Warche und Amel.

Text: Jan Maier Fotos: Oliver Raatz

Umgeben von saftig-grünen Weiden und Feldern ist die Brauerei von Bellevaux in Ostbelgien in den Gebäuden eines alten Bauernhofes untergebracht – sie ist eine von mehreren kleinen Brauereien in der Region. Wilder Wein rankt an der Naturstein-Fassade der ehemaligen Scheune empor, im Gras döst der Nachbarhund, im Hintergrund liegt der brauereieigene Hopfengarten. Im Biergarten vor dem früheren Stall sitzen Gäste unter einem Baum im Halbschatten. Ein Dorf im Dorf, so scheint es.

„Wir brauen nur Biere, die uns schmecken, und nicht irgendeine Sorte, die möglichst vielen gefällt. Diese persönliche Note macht unsere Biere besonders“, sagt Braumeister Tom Schuwer. Der 30-Jährige braut in dem Familienbetrieb seit knapp zehn Jahren belgische Biere nach alter Tradition: in kleinen Mengen, unpasteurisiert, ungefiltert, mit möglichst regionalen Zutaten. Etwa 1000 Hektoliter füllt die Mikrobrauerei jedes Jahr ab. Das Brauwasser kommt aus den Ardennen, der Hopfen aus dem eigenen Garten (und dem Elsass), das Getreide wird in Belgien gemälzt.

2006 kauften Toms Eltern, Carla und William Schuwer den verlassenen Bauernhof sechs Kilometer südlich von Malmedy und verwandelten ihn in eine Brauerei. Seitdem machen sie hier alles selbst: „von der Rezeptentwicklung und der Auswahl der Zutaten über das Designen der Etiketten bis zum Verkauf.“ Von Anfang an beim Brauen dabei, hat Tom mittlerweile die Leitung des Betriebs übernommen. Mutter Carla und Schwester Elisa kümmern sich um die Bewirtung.

Von den Tischen im Biergarten können Gäste direkt auf die kupferfarbenen Braukessel in der Scheune schauen. Am Wochenende führen die Schuwers Interessierte auf Anfrage auch durch die Anlage. Als wir ankommen, wuchtet Tom gerade einen Sack mit frisch geschrotetem Gerstenmalz auf seine Schulter. In der Luft liegt noch der angenehme Geruch nach Getreide. Im Maischebottich vermischt er das geschrotete Korn mit Wasser und erhitzt die Masse. Nach gut einer Stunde wird die entstandene Maische gefiltert, es werden ein paar Kilogramm Hopfen zugegeben, das Ganze wird zum Sieden gebracht. Später wird Tom weitere Dolden in den Sud schütten, denn: „so bekommen wir schöne Hopfenaromen.“ Und die schmeckt man auch deutlich in den sechs verschiedenen Biersorten aus Bellevaux.

Wir steigen in den Keller hinunter. Schon auf der Treppe sinkt die Temperatur deutlich. Unten angekommen sehen wir die meterhohen Edelstahltanks, in denen die Biere reifen. Sobald der Sud abgekühlt ist, gibt der Braumeister Hefe hinzu – für jede Biersorte eine spezielle Kultur. Danach dauert es noch etwa drei bis vier Wochen, bis aus dem Sud trinkfertiges Bier geworden ist. Probieren kann man es aber schon früher. „Zwickeln“ nennen das die Brauer. Tom zapft dabei eine kleine Menge aus dem Tank, schwenkt das Glas im Licht. Das dunkle „Brune“ leuchtet in kräftigen Kastanientönen, sein Schaum ist fest, es riecht malzig. Tom nimmt einen Schluck, nickt. Der Braumeister ist zufrieden.

Aussichten auf das schöne Tal

Helles, Dunkles, Weizen, Lager, Schwarzbier und ein für Belgien traditionelles Starkbier, dazu je nach Saison noch zwei bis drei weitere Spezialsorten – in der Brauerei von Bellevaux können Gäste Braukunst in ihrer natürlichen Vielfalt genießen. Dazu reicht man in Biergarten und Taverne schmackhafte Spezialitäten wie Bierbrot mit reichlich Malz, verschiedene Käsesorten, geräucherte Forellen, Schinken und Wildkräutersenf. Alles kommt aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern, nach Möglichkeit kaufe man in Bio-Qualität, erklärt Tom. Und wer dabei auf den Geschmack gekommen ist, kann die Speisen und Getränke im Hofladen gleich neben dem Biergarten für zu Hause einkaufen.

Bellevaux heißt übersetzt das schöne Tal. Und tatsächlich liegt das reizvolle Tal der Warche lediglich ein paar Gehminuten von der Brauerei entfernt – eine der ausgewiesenen Genusstouren in Ostbelgien führt zu schönen Punkten in der Umgebung. Sie startet an der Kirche von Bellevaux und ist mit einem Blauen Rechteck und Logo „Hahn“ausgezeichnet. Mal ist die Warche ein friedliches Flüsschen, mal ein reißender Gebirgsbach. Höhepunkt der Tour ist der Warche-Felsen, von dem aus man weit ins Land blicken kann.

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