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Grenzgänger auf dem Fahrrad: 10 Jahre ,Slow Travel‘ auf der Vennbahn

Christoph Hendrich - Projektleiter der Vennbahn : Als Ausgangspunkt wähle ich Bütgenbach, das zentral in Ostbelgien und in der Nähe des Hohen Venns liegt. Das Dorf am See liegt auch etwa in der Mitte der Vennbahn. Diese ehemalige Eisenbahntrasse wurde vor 10 Jahren zu einem asphaltierten Radweg umgestaltet, ist 125 km lang und überquert insgesamt 14 Mal die Landesgrenzen.

Der Name verweist auf das Hohe Venn, einem Naturschutzgebiet, an dem die Route entlang führt. Sie verläuft von Aachen (D) quer durch Ostbelgien bis nach Troisvierges (L). Wer noch unbedingt ein Stückchen Niederlande dazunehmen möchte, kann schon in Vaals, einige Kilometer von Aachen entfernt, losfahren … Auf der Vennbahn gibt es keinen motorisierten Verkehr: Unterwegs erlebt man wunderschöne Landschaften, Täler, Wälder, Wiesen und Dörfer.

,Slow Travel‘ at its best!

Text: Ostbelgien.eu  Fotos: Ostbelgien.eu 

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Start und Ziel

Start und Ziel sind entweder Aachen (D) im Norden oder Troisvierges (L) im Süden. Sportliche Radfahrer oder E-Biker schaffen die gesamte Strecke an einem Tag, wer es lieber gemütlich mag, sollte zwei bis drei Tage einplanen. Ich starte Bütgenbach und fahre gen Norden entlang des Hohen Venns bis nach Monschau und dann Richtung Süden bis nach Sankt Vith. Das sind jeweils 30 Kilometer hin und 30 Kilometer zurück zu meinem Startort.

Bütgenbach – Monschau

Die Seestraße in Bütgenbach führt aus dem Dorf hinunter zu meinem Startpunkt. Übersichtstafeln geben Auskunft zur Route und zum Dorf. Die Vennbahntafeln erkennt man an den typischen Gelb- und Blautönen. Der Bütgenbacher See liegt ein paar Meter tiefer: ich fahre die ersten Kilometer an dem glitzernden Wasser vorbei. In Weywertz bin ich aufgewärmt, hier nehme ich die Abzweigung in Richtung Norden.

Schon bald erreiche ich die Hochmoorlandschaft des Hohen Venns. Die Vennbahn bietet ein atemberaubende Aussicht auf das Naturgebiet mit seinen Mooren, Sümpfen, Gräsern. Unzähligen Vogelarten begegne ich auf meinem Weg.

In Sourbrodt lege ich am alten Bahnhof einen Stopp ein. Die Route führt weiter durch das Hohe Venn zum Signal de Botrange, dem höchsten Punkt Belgiens, und zur Baraque Michel. Nördlich des Hohen Venns verwandelt sich das offene Hochmoor in einen Wald.

Bald schon bin ich in Deutschland: in Leykaul lädt ein alter Waggon zum Waffelessen ein. Dann ein letzter Sprint: von der Vennbahn geht’s gemütlich hinunter nach Monschau. Die ehemalige Tuchmacherstadt ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Von 1880 bis 2012

Die ursprüngliche Eisenbahntrasse der Vennbahn stammt aus den 1880er Jahren, als Ostbelgien noch zu Deutschland gehörte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet Belgien zugesprochen und somit kam ebenfalls die Eisenbahn unter belgische Kontrolle. Daher befindet sich die Vennbahn auf belgischem Grundgebiet, verläuft aber durch deutsche Enklaven. Auf dem Radweg überquert man mehrmals die Grenze, ohne das wirklich wahrzunehmen.

Die Eisenbahntrasse sorgte ehemals für wirtschaftlichen Aufschwung in der Region und bot eine gute Verbindung zwischen den Industriegebieten von Aachen und dem Norden Luxemburgs.

Bütgenbach – Sankt Vith

Diesmal fahre ich in Weywertz nach Süden. Der Vennbahnradweg nach Sankt Vith führt vor allem entlang von Wiesen und Feldern, über Waldwege und durch kleine Dörfer. In Faymonville überquere ich keine Landesgrenze, sondern eine Sprachgrenze: das Dorf gehört zu Waimes, eine der zwei französischsprachigen Gemeinden in Ostbelgien.

Ich setze meinen Weg durch das Dorf Montenau fort, vorbei an der Montenauer Schinkenräucherei. Über das Emmelstal erreiche ich das schmucke Dörfchen Born. Zeit für eine Erfrischung! Ich springe wieder auf mein Rad und fahre über Zur Eidt nach Sankt Vith. Nach einem leckeren Kaffee und Kuchen bin ich für den Rückweg gestärkt. Den Weg kenne ich inzwischen, Genuss hoch zwei.

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Viadukt in Bütgenbach

Wandern oder Radfahren

Obwohl die Vennbahn mit ihrem Flüsterasphalt und den geringen Höhenunterschieden vor allem Radfahrer anzieht, begegnet man auch vielen Wanderern, die abseits vom Verkehr die Natur genießen. Radfahrer und Wanderer grüßen einander hier fröhlich, wenn sie sich begegnen, ganz egal, ob das nun auf Deutsch, Niederländisch oder Französisch ist. Man trifft sich auf den Rastplätzen, eine entspannte Verbundenheit entsteht.

Unterwegs sind Picknickbänke und Unterstände vorgesehen. Alte Waggons oder Stellwerke dienen nun als kleine Gaststätten. Entlang der Strecke gibt es mehrere Gelegenheiten neue Energie zu tanken, sei es mit einem (lokalen) Bier, Erfrischungsgetränk oder Eis. Perfekt für ,Slow Travel‘-Fans: langsam genießen, weit weg von Verkehr und Lärm.

Die Vennbahn praktisch

Die Route beginnt am Rand des Aachener Stadtzentrums. Die Bahnverbindung aus Brüssel ist sehr günstig. Nach Aachen folgen das Töpferdorf Raeren, die bezaubernde Tuchmacherstadt Monschau, das einzigartige Naturreservat Hohes Venn, die Region um den Bütgenbacher See, das Städtchen Sankt Vith sowie das Ourtal. Wer die Route in mehreren Etappen abfahren möchte, findet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Der Vennbahn-Radweg gehört zu den grünen Wegen. Hin- und Rückreise sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Täglich fahren Züge zwischen den Start- und Zielorten Aachen (D) und Troisvierges (D). Sie können ebenfalls ein Taxi buchen, das Sie zu Ihrem Startpunkt zurückbringt.

Die Tourismusagentur Ostbelgien bietet Arrangements an, in denen Übernachtung, Frühstück, Gepäcktransport, Lunchpaket und (elektrisches) Fahrrad enthalten sind. Die Unterkünfte bieten außerdem sichere Abstellplätze für Fahrräder. 

Besuchen Sie die Webseite vennbahn.eu und lassen Sie sich zu einem Ausflug nach Ostbelgien verführen!

Zehn Jahre Vennbahn

2013 wurde ein innovatives, länderübergreifendes Projekt eröffnet. Die ehemalige Eisenbahntrasse zwischen Aachen und Luxemburg wurde zu einem Radwanderweg umgestaltet, der Deutschland, Belgien und das Großherzogtum Luxemburg miteinander verbindet.

„Beim Start des Projekts wollten wir eine Verbindung zwischen den bestehenden Radwegen der Region erstellen. Der Radweg verläuft quer durch Ostbelgien auf denselben Strecken, auf denen früher per Bahn Kohle transportiert wurde. Dank der Vennbahn können Besucher die Geschichte der Region neu kennenlernen“, erzählt Christoph.

Dieses Jahr hat die Vennbahn etwas zu feiern – der international renommierte Radweg ist zehn Jahre alt. „Das 10-jährige Bestehen der Vennbahn ist sicher Grund zum Feiern, denn die Strecke verbindet schon seit zehn Jahren Städte, Kulturen und Sprachen miteinander. Wer die komplette Route zurücklegt, überquert 14 Mal die Grenze, und das ist eines der Elemente, die diese Route so einzigartig machen.“

Entlang grüner Hügel und malerischer Dörfer

Radfahrer entdecken auf ihrem Weg waldreiche Landschaften und gemütliche Dörfer. „Die Vennbahn durchkreuzt viele verschiedene Landschaftstypen. Büffel grasen ungestört, man entdeckt wunderschöne Seen an der Strecke und fährt entlang atemberaubender Landschaften“, fügt Christoph begeistert hinzu. „Die Route verbindet auch authentische Dörfer miteinander. Die Kombination von Natur, Geschichte und Kultur findet Geschmack bei einem breiten Zielpublikum. Seit der Eröffnung der Vennbahn erlebt der Radtourismus in der Region einen deutlichen Aufschwung.“

Christophs Auswahl

„Ich bekomme oft die Frage gestellt, welcher Teil der Vennbahn für mich persönlich am attraktivsten ist.

Wenn ich eine Auswahl treffen muss, dann ist das der Abschnitt zwischen Küchelscheid und Sourbrodt. Auf diesem kurzen Stück ist die Landschaft unglaublich abwechslungsreich. Man kommt unter anderem an der friedlich dahinplätschernden Rur vorbei, aber auch Wiesen und Wälder wechseln einander immer wieder ab. Und dann sind da noch Reste der alten Eisenbahntrasse zu sehen. Alles, was die Vennbahn so einzigartig macht – die Landschaften, Geschichte und der Übergang von deutsch- zu französischsprachigem Gebiet – ist auf diesem kurzen Teil der Route zu entdecken.“ 

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